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  • Writer's pictureAnna

Wildkräuter sammeln

Der Frühling ist da, die Sonne scheint (manchmal mehr, manchmal weniger) aber die bunten Blüten verschiedenster Wildkräuter strahlen schon um die Wette. Die Welt erwacht und die Vögeln zwitschern und wenn man über die Wiese läuft hört man schon das Summen einiger Bienen und anderer Bestäuber.

ein Foto von mir wie ich im Schneidersitz auf einer Wiese mit hoch gewachsenen Kräutern sitze

Auch ich bin aus meinem Winterschlaf aufgewacht und stecke voller Motivation und Energie. Auch wenn unser Garten zuhause nur klein ist, habe ich schon fleißig Samen für Kräuter wie die Königskerze, Schafgarbe, Johanniskraut und Ringelblumen angesäht. Diese und noch ein paar Basic-Pflanzen möchte ich einfach bei mir zuhause haben, so dass ich sie immer frisch für mich und meine Liebsten nutzen kann. Viele Heilpflanzen sammle ich jedoch wild, denn ich habe das Glück derzeit in Vorarlberg zu wohnen und hier im Alpenraum wachsen einiger der bekanntesten Wildpflanzen und –kräutern und ich mache mich auf die Suche nach ihnen. So findet man mich oft mit meinem Sammelkorb in der Hand und den Blick Richtung Boden über Wiesen und durch Wälder stolpere immer auf der Suche nach Wildkräutern. Im Laufe meiner Ausbildung zur Kräuterpädagogin muss bzw. darf ich ein Herbarium anlegen und darum möchte ich so viele Pflanzen wie nur möglich finden und vor allem auch kennenlernen. Hier in meinem Blog nehme ich dich mit auf meine Reise durch die Welt der Heilpflanze und deren Verarbeitung, also ein HERZLICHES WILLKOMMEN an dich!




Wie du richtig und nachhaltig Wildkräuter sammeln kannst



ich in der Sonne auf einer Wiese mit meinem Sammelkorb

In diesem Blog Beitrag möchte ich darauf eingehen wie man Wildkräutern und –pflanzen richtig sammelt, denn dies ist eine der wichtigsten Grundlagen, die meiner Meinung nach jeder kennen sollte der sich selbst mit gesammelten Kräutern versorgen will.

Auf viele der unten angeführten Punkte kommt eigentlich auch von selbst, es geht vor allem um Rücksichtnahme und Wertschätzung.




1. Sammle nur die Pflanzen, die du sicher bestimmen kannst


Das ist einer der wichtigsten Punkte, denn du solltest dir immer zu 100% sicher sein, was du sammelst.

Unterscheidung zwischen Bärlauch, Herbstzeitlosen und Maiglöckchen

Das ist unter anderem darum so wichtig, weil es zum Verwechseln ähnliche Pflanzen gibt wobei die eine essbar sein kann und andere schwer giftig ein bekanntes Beispiel hierzu wäre der Bärlauch (oben im Bild) , der kann mit der Herbstzeitlosen (unten links) oder mit Maiglöckchen (unten rechts) verwechselt werden, welche beide beim Verzehr giftig wirken.


Darum ist es unumgänglich sich wirklich gut über die Pflanze zu informieren, die man sammeln will und schon im vorhinein nachzusehen mit was man sie eventuell verwechseln kann. Das mache ich vor allem gerne so, weil man sich die Unterscheidungsmerkmale direkt besser einprägt und so auch genau weiß auf was man achten muss.

Bestimmungsbuch: Was blüht denn da?

Es gibt tolle Bestimmungsbücher, mein Lieblingsbuch dass auf jeder Kräuterwanderung, übrigens ein Geschenk von meiner Mama, welches immer mit dabei ist der Kosmos-Naturführer Was blüht denn da?“* Hier werden die Kräuter und Pflanzen nach Blütenfarbe sortiert und es einfach toll um ähnlich aussehende Pflanzen voneinander unterscheiden zu können und sicher zu bestimmen. Für mich also ein echtes Must-Have für jeden Kräuterbegeisterten!


Als Ergänzung verwende ich auch gerne die dazugehörige Pflanzenbestimmung App Flora Incognito, hier kannst du dann sogar den Standort an dem die gesammelt hast speichern. Das ist wenn man so viel sammelt wie ich total praktisch, weil man das nächste Jahr die Stelle wieder findet und Jahr für Jahr den Pflanzen zuschauen kann wie sie sich entwickeln. Zudem verwende ich auch gerne PlantNet, diese beiden Apps geben einem einen guten Anhaltspunkt was es für eine Pflanze sein könnte und mit Hilfe des Buchs kann man sie dann einfach und sicher bestimmen.



2. Sammle in Maßen nicht in Massen


Ein guter Sammler ist unsichtbar - deine Sammelstelle solltest du so hinterlassen, das niemand auf den ersten Blick sieht dass dort gesammelt wurde. Wirf also immer noch mal einen Blick zurück und vergewissere dich, dass du alles sauber hinterlassen hast und auch nicht liegen gelassen hast.

Man sollten immer mindestens 2/3 der Pflanze stehen bleiben lassen, dies hat mehrere Gründe:

  • mittlerweile gibt es fast überall Kräuterwanderungen und andere Naturbegeisterte, die die Natur näher kennen lernen wollen und auch auf der Suche nach den heilenden Wildkräutern sind, ob zum sammeln oder einfach nur zur Beobachtung

  • du ermöglichst der Pflanze so im nächsten Jahr wieder zu erblühen

  • nicht nur wir Menschen nutzen die Kraft der Pflanzen für uns, sondern auch das Tierreich. Hierzu gibt es viele Studien, eine davon belegt das unterschiedliche Vogelarten Schafgarbe in ihre Nester legen wegen ihrer antibiotischen Wirkung. Die Blüten sind wichtig für Bestäuber wie zum Beispiel Bienen, und ohne sie gäbe es keine Bestäubung. Viele Wildfrüchte werden von den Tieren gegessen die im Wald leben, also lass ihnen auch etwas übrig


3. Sammle nicht direkt am Wegrand


mein Hund Buddy vor einem Rapsfeld

Jeder der einen Hund hat, vor allem einen Rüden ahnt denke ich schon was hierfür der Grund sein könnte. Das letzte dass wir in unseren Kräuterprodukten haben wollen ist Hundepipi. Ich spreche da aus Erfahrung mein Hunderüde Buddy (Bild) markiert für sein Leben gern und sei die Pflanze noch so klein, nichts ist vor ihm sicher. Vor allem an Wegrändern wo viele Leute mit ihren Hunden spazieren sind die meisten Pflanzen vollgepinkelt, darum sammle ich dort nicht.



4. Sammle wenn möglich in etwa 30 cm höhe


Wenn ihr die Möglichkeit habt eine Blüte oder Früchte zu sammeln die in über 30cm Höhe ist, sammelt lieber diese anstatt denen die am Boden wachsen, denn auch der Fuchsbandwurm ist nicht ungefährlich. Das ist jedoch kein Grund keine Wildkräuter zu sammeln, zum einen gibt es nur sehr wenige Fälle im Jahr und zum anderen gibt es 4 Methoden um das Sammelgut „keimfrei“ zu machen, wenn du dir nicht sicher bist:

  • Einfrieren bei -80°C für ein paar Tage

  • Für wenige Minuten über 60°C

  • Bei 85% Luftfeuchtigkeit auf 45°C erwärmen

  • Bei 25% Luftfeuchtigkeit bei 25°C trocknen (z.B. im Dörrgerät)


Was dir hier klar sein muss bei Temperaturen über 40°C gehen viele wichtige Pflanzenstoffe kaputt, darum würde ich Methoden bei denen erhitzt wird eher nicht empfehlen, dies ist jedoch nur meine Empfehlung.


4. Sammle nur die Pflanzenteile die du brauchst


Mein Sammelkorb, neben Gänseblümche, gefüllt mit Spitzwegerich und anderen Kräutern

Wenn du zum Beispiel Gänseblümchen-Blüten sammelst, reiß nicht das ganze Blümchen mit Stängeln und Blättern ab. Nimm dir die Zeit, verbinde dich mit der Natur und überlege was du den gerne herstellen würdest. Nimm dann die Menge mit, bei der du sicher bist dass du sie auch verarbeiten kannst. Ich muss mich da auch manchmal selbst ein bisschen einbremsen, weil ich dazu neige mir Pläne zu machen was ich alles Herstellen möchte, wozu mir aber die Zeit meistens nicht reicht.


5. Sammle nicht an dicht befahrenen Straßen


ich denke dieser Punkt spricht auch für sich, wenn man jetzt in einer großen Stadt wohnt und im nahegelegen Park sammelt, ist das natürlich nicht schlimm. Lieber diese Kräuter als gar keine Kräuter. Was ich damit sagen will ist, wenn es die Möglichkeit gibt an einem Ort mitten in der Natur zu sammeln, zieh dieses Plätzchen lieber dem Platz in Straßennähe vor. Alleine um abschalten zu können und die Zeit zu genießen empfiehlt sich so ein Plätzchen mehr. Aber natürlich ist die Abgas-Belastung und der ganzen Straßenschmutz auch nicht gerade von Vorteil für die Einnahme der Kräuter.


6. Sammle nicht im Naturschutzgebiet


ein Naturschutzgebiet wird nicht ohne Grund geschützt und dies sollten wir auch respektieren. Dasselbe gilt für geschützt Pflanze, leider haben wir Menschen es unter anderem durch Ackerbau geschafft immer mehr Wildkräuter zu vertreiben und teils sogar dafür gesorgt dass sie nahezu aussterben.

Nahaufnahme eines Edelweiß

Darum mussten einige Gebiete und Pflanzen geschützt werden und das ist auch gut so. So wird dafür gesorgt, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt und dass auch viele Generationen nach uns diese wunderschönen Pflanzen bewundern können. Eine der bekanntesten, geschützten Pflanzen ist das Edelweiß (Bild), wenn du also ein Edelweiß entdeckst, mach gerne ein Foto, bewundre es aber lass es auf jeden Fall stehen.

Hier gelten in jedem Land und jedem Bundesland andere Regeln, also informier dich da selbst, was bei dir gilt.




7. Sammle zum richtigen Zeitpunkt


Es gibt für unterschiedliche Pflanzenteile verschiedene Sammelzeiten, hier habe ich dir eine kurze Übersicht wann du welche Pflanzenteile am besten sammelst:


Nahaufnahme einer Knospe

Knospen



am "saftigsten" sind die Knospen kurz bevor sie im Frühling aufspringen. Sie können geschlossen aber auch leicht geöffnet gesammelt werden. Bei Sammeln von Knospen ist es wichtig nur ein paar Einzelne zu sammeln, denn ohne die Knospen gibt es keine Blüten und somit auch keine Früchte.

die Blüte einer Schafgarbe

Blüten, Triebspitzen & Blätter

viele Pflanzen blühen schon im Frühling, andere erst im Sommer. Wenn man Blüten, Triebspitzen & Blätter sammelt, ist es am besten wenn es zwei Tage zuvor nicht geregnet hat und am besten sammelt man sie am späteren Vormittag.


Bild von Hagebutten

Wildfrüchte & Samen

ab Mitte - Ende Juni können wir schon die ersten Samen und Früchte sammeln zum Beispiel die Samen der Konlauchsrauke oder die Früchte der Brennessel. Bald folgen dann schon die Walderdbeeren und im Herbst dann die Hagebutten. (Mehr über die Hagebutte in meinem Blog-Beitrag: Hagebutte - die Glückwohl Pflanze)


Wurzeln in einem Teller

Wurzeln


werden ab September und bis in den März gesammelt, da sich im Herbst die oberirdischen Pflanzenteile einziehen und die Kraft der Pflanzen und das Aroma ziehen sich in die Wurzeln zurück.

Im Herbst schmecken sie aromatischer, im Frühling enthalten sie mehr Bitterstoffe.


Pinienharz, dass am Baum herunter rinnt

Harze

mach dich auf klebrige Hände gefasst, Harz kann eigentlich das ganze Jahr über gesammelt werden, hier ist es wichtig nur so viel Harz vom Baum zu nehmen, wie er auch hergeben kann, ansonsten wird der Baum verletzt und das wollen mir vermeiden.

Mehr zu diesem Thema in meinem Blog Beitrag: Harz das Gold des Waldes.



8. Dankbarkeit & Wertschätzung


Last but not least - auch ein sehr wichtiger Punkt. Geh' rücksichtsvoll mit der Natur um, nimm dir nur das was du brauchst und scheu dich niemals zu teilen oder anderen Spaziergänger etwas zu erklären wenn sie dich fragen was du da machst. Die Natur hält wahrliche Wunder für uns bereit, mir müssen sie nur wahrnehmen. Schätze diese Wunder, denn meist stolpert man genau über das Kraut, dass man in diesem Moment braucht. Oft findest nicht du das benötigt Heilkraut, sondern es findet dich, also versteife dich nicht darauf eine spezielle Pflanze zu finden, nimm es so hin wie es kommt. Bedanke dich auch bei der Natur, setzt dich hin atme tief ein und sag laut oder einfach ganz leise in dich hinein DANKE! Schön ist auch immer eine kurze Zeremonie, binde zum Beispiel einen kleinen Kranz und lass ihn einen Bach entlang fließen oder führ eine kurze Räucherzeremonie durch – hier sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt.

9. nach dem Sammeln


Ich sammle am aller liebsten mit meinem Sammelkorb, hier werden die Pflanzen nicht zerdrückt, sie bekommen noch genügend frische Luft und es ist genügen Platz um die Kräuter etwas zu sortieren. Im Sammelkorb gibt’s du außerdem den kleinen Tierchen, die du eventuell mit gesammelt hast die Chance noch zu fliehen. Manchmal finde ich jedoch während eines Spaziergangs ein paar Wildkräuter und da kann ich der Versuchung sie zu sammeln, meist nicht widerstehen, dann sammle ich sie in einer Stofftasche.

Löwenzahnblüten, Spitzwegerich und Apfelbaumblüten halb bedeckt mit einem Geschirrtuch

Egal ob ich die Wildpflanzen im Korb oder einer Tasche oder etwas anderem sammle, ich lege sie anschließend immer draußen in der Sonne auf einem Tisch aus. Das Sammelgut decke ich dann mit einem Geschirrtuch ab, denn die kleinen Tierchen die du eventuell mit gesammelt hast krabbeln dann aus den Pflanzen in Richtung Sonne.



 

Ich denke ich habe die wichtigsten Punkt zum Thema nachhaltiges Sammeln von Wildkräutern abgedeckt. Es kann also los gehen, schnapp dir deine Sammeltasche bzw. Sammelkorb geh nach draußen und sammle dir deine Wildkräuter selbst.


Wenn dir noch etwas dazu einfällt, oder ich etwas vergessen haben, lass mir gerne einen Kommentar da!

 

Mein Hund Buddy und ich sagen DANKE


Danke für das Besuchen meiner Seite und meines Blogs, ich hoffe der Beitrag hat dir gefallen und du konntest etwas mitnehmen!


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ACHTUNG: Rezepte, Anwendungsmöglichkeiten, Inhalte & Angaben wurden nach dem aktuellen Wissensstand der Autorin sorgfältig recherchiert und verfasst, erfolgen aber ohne Gewähr. Sie stellen keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Richtigkeit im schulmedizinischen Verständnis. Es muss betont werden, dass jeder Mensch unterschiedlich auf die Rezepte reagieren kann. Auch natürliche Zutaten, Stoffe & Rohstoffe wie Pflanzenöle, ätherische Öle, Wachse oder ähnliches. können Allergien, Unverträglichkeiten und andere Nebenwirkungen auslösen. Bei Beschwerden und bei eventuellem Risiko ist eine ärtzliche Abklärung unumgänglich. Die Autorin haftet nicht für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den gegebene Anregungen resultieren.



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